Handel und Beschaffung
Im Energiehandel zeichnen sich derzeit deutliche Umbrüche ab: So lässt sich eine Entwicklung vom reinen Geschäft mit physischer Lieferung von Energie oder Primär-Energieträgern zum Handel mit teilweise komplexen Produkten, die ursprünglich aus dem Finanz- und Bankensektor stammen, feststellen. Hierbei sorgen Liberalisierungstendenzen im Strom- und Gasmarkt für sich langsam entwickelnde neue Marktstrukturen mit zugehörigen Handelsinstrumenten. Hinzu kommen völlig neue Marktelemente, wie der politisch forcierte europaweite Handel mit CO2-Zertifikaten, oder neue Marktstrukturen, wie Handelsplattformen für Energie und Energieträger im Internet.
Mit den Veränderungen im Energiehandel ist auch eine Veränderung der Beschaffungsoptionen und -strategien verbunden: Neben den traditionellen Formen der Beschaffung wie den OTC-Handel tritt zunehmend der Einkauf über die Börse und die Beschaffung über Online-Plattformen. Mit den neuen Beschaffungsoptionen ist häufig auch eine Diversifizierung des Risikomanagements verbunden. Dies wird zunehmend flexibler und umfasst eine stärkere Integration der einzelnen Risikomanagementinstrumente.
Im Strommarkt spiegeln steigende Handelsumsätze an Börsen und im OTC-Handel die wachsende Akzeptanz des Stromhandels wider. Die beginnende Dynamik hängt hierbei insbesondere - neben den gesetzlichen Vorgaben - von einem wachsenden Risikobewusstsein der Marktteilnehmer ab, die nach und nach Abstand von Vollversorgungsverträgen nehmen und in die strukturierte Beschaffung einsteigen. Neue Instrumente, wie Clearing-Angebote der Börsen im Terminhandelssegment und finanzielle Absicherungsgeschäfte am OTC-Terminmarkt, bringen hier Impulse und flexibilisieren die Beschaffung zunehmend.
Auch für den Gasmarkt lassen sich Impulse durch die beginnende Liberalisierung des Marktes feststellen: Die von BGW und VKU unterzeichnete Kooperationsvereinbarung zum Gasnetzzugang soll eine erhöhte Transparenz und Vereinfachung des Netzzugangs ermöglichen und wird durch den erleichterten Lieferantenwechsel auch Veränderungen in den Beschaffungsoptionen sowie ein verändertes Risikomanagement bewirken.
Mit dem neu entstehenden Handel mit Emissionszertifikaten gewinnt ein neuer Einflussfaktor zunehmend an Bedeutung für den Energiehandel: Die Marktentwicklung verlief bisher aufgrund von Allokationsproblemen bei der Zuteilung, der fehlenden Erfahrung mit dem neuen Handelselement und der Ungewissheit über die politischen Rahmenbedingungen für die weiteren Zuteilungsperioden äußerst volatil und erschwerte damit die Planbarkeit und Ausformung geeigneter Beschaffungsstrategien.
Neben den Emissionszertifikaten und Strom wird auch der Energieträger Steinkohle seit kurzem an der Börse gehandelt. Auch wenn der börsliche Handel noch in den Kinderschuhen steckt, wie die bisher eher geringen Handelsumsätze zeigen, gewinnt Steinkohle im Zeichen liberalisierter Märkte, dem steigenden Energiebedarf in Ländern wie China und Indien sowie den anstehenden Veränderungen im Kraftwerkspark zunehmend an Bedeutung.
Auch hier wandeln sich derzeit die Beschaffungsstrukturen grundlegend: Während Importkohle noch vor 15 Jahren primär aus Südafrika und Polen auf den deutschen Markt kam, steht den Kohleimporteuren heute eine weitaus größere Vielfalt an Beschaffungsmärkten zur Verfügung. Insbesondere Kolumbien, Australien und die frühere Sowjetunion treten in diesem Zusammenhang auf. Zudem gewinnt neben Langfristverträgen auch der Spot- und Terminhandel an Bedeutung.
Insgesamt ist auch für die Zukunft mit weiteren deutlichen Veränderungen der Strukturen und Instrumente des Handels zu rechnen. Hierzu werden nicht zuletzt auch der Boom im Kraftwerksbau, neue Handelsplätze wie die EEX in Leipzig und eine weitere Internationalisierung der Energiemärkte beitragen.
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